Über alle Branchen hinweg verlassen operative Arbeitskräfte ihre Arbeitgebenden: Bis zu 50% Fluktuation verzeichneten Unternehmen mit systemrelevanten Mitarbeitenden im Jahr 2023. Dabei leiden alle Beteiligten unter diesen hohen Wechselraten: Die Mitarbeitenden, die gehen, ebenso wie jene, die im Job bleiben, ihre Führungskräfte und auch die Unternehmen selbst.
Woher kommt die große Kündigungswelle und wie können Arbeitgebende sie brechen? Die Globale Frontline Trendstudie Systemrelevanter Arbeitskräfte 2024 von Beekeeper untersucht Motivatoren, Stressoren und die Produktivität von operativen Arbeitskräften in Branchen wie Bau, Hotellerie, Gastronomie, Produktion, Einzelhandel und Gesundheitswesen. Mit über 8000 Befragten ist die Studie die größte ihrer Art. Zusätzlich zu den systemrelevanten Arbeitskräften wurden auch deren Führungskräfte und Kolleg:innen in den Zentralen interviewt.
Mitarbeiterfluktuation: Was sind die Auslöser?
Die Mitarbeiterfluktuation ist auf einem Höchststand. Das gilt insbesondere für die operativen Bereiche, in denen teilweise innerhalb eines Jahres das halbe Team geht. Dass das drastische Auswirkungen auf Unternehmensprozesse und Produktivität hat, wundert nicht. Doch warum gehen die Mitarbeitenden?
Die Kündigungswelle ist eine Folge sowohl der Pandemie als auch der Inflation. Während der Corona-Zeit waren viele Fachkräfte insbesondere aus den Bereichen Einzelhandel und Gastgewerbe gezwungen, ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Oft fanden sie in den neuen Bereichen attraktive Arbeitsbedingungen vor, sei es eine bessere Bezahlung oder Arbeitszeiten, die sich eher mit dem Privatleben vereinbaren lassen.
Folgen hoher Fluktuation in allen Bereichen spürbar
Insbesondere der Wunsch nach angemessener Bezahlung trieb dann im Jahr 2023 viele systemrelevante Arbeitskräfte um, ergab die Beekeeper-Trendstudie. Die Löhne stiegen nicht im gleichen Maße, wie die Inflation die Kaufkraft verringerte, und so waren viele Fachkräfte gezwungen, entweder Zweitjobs anzunehmen oder in eine besser bezahlte Position zu wechseln.
Als weitere Wechselgründe geben die Befragten den Wunsch nach besseren beruflichen Perspektiven an. Hinzu kommt, dass viele sich eine Verbesserung der Arbeitsplatzsicherheit wünschen und ein freundliches Umfeld. Das Problem: Von hoher Fluktuation werden genau diese beiden Bereiche beeinträchtigt. Neue Kolleg:innen sind naturgemäß weniger routiniert in ihren Jobs, und auch die Teams müssen sich immer wieder zusammenfinden. Das belastet auch die Bestandsmitarbeitenden, die oft gefragt sind, neue Fachkräfte einzuarbeiten.
All diese Punkte drücken auf Mitarbeiterzufriedenheit, Motivation und somit auf die Produktivität der Teams – was wiederum den Unternehmenserfolg beeinträchtigt.
Wie können Unternehmen der großen Kündigungswelle entgegentreten und was beschäftigt systemrelevante Mitarbeitende noch in 2024? Lesen Sie jetzt die Beekeeper-Trendstudie.
Gehalt ist nicht der einzige Kündigungsgrund
Es geht nicht nur um den Lohn: Viele der Befragten in der Trendstudie geben an, dass unrealistische Anforderungen an ihre Arbeit gestellt werden. Dies gilt insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Unterbesetzung in vielen Bereichen, in denen sie tätig sind.
Einige Teilnehmende der Studie empfinden ihr Arbeitsumfeld gar als toxisch und geben an, keinen Pausenraum oder Spinde für Wertsachen zur Verfügung zu haben. Entsprechend ist die hohe Wechselbereitschaft nicht nur auf dem Wunsch nach besserer Vergütung begründet. Allzu oft fehlt es den Mitarbeitenden im operativen Bereich an grundlegender Ausstattung und einfachsten Mitteln der Anerkennung und Wertschätzung.
Die befragten Fachkräfte erhoffen sich von neuen Jobs auch eine bessere Work-Life-Balance, Entwicklungsmöglichkeiten und ein freundliches Arbeitsumfeld insgesamt. Das meint sowohl ein funktionierendes Team als auch Vorgesetzte mit realistischen Erwartungen. Hinzu kommt, insbesondere bei Beschäftigten in Produktion und Baubranche, der Wunsch nach angemessener Arbeitsplatzsicherheit.
Nicht nur die operativen Kräfte, sondern auch ihre Vorgesetzten, verlassen ihre Arbeitsplätze auf der Suche nach besseren Bedingungen anderswo. Allerdings sind Führungskräfte mit anderen Schwierigkeiten konfrontiert, die ebenfalls ihre Wechselmotivation beeinflussen.
Was bedeutet die große Kündigungswelle für Unternehmen?
Die hohe Mitarbeiterfluktuation hat Auswirkungen nicht nur auf die einzelne Fachkraft oder das direkte Team. Sie bedeutet auch hohe Kosten für das Unternehmen: verminderte Produktivität und Rentabilität, Kosten für die Personalsuche, Onboarding-Phasen – die hohe Fluktuation wirkt sich negativ auf den Unternehmenserfolg aus.
Was können Unternehmen tun? Wichtig ist es, zu verstehen, worin die Unzufriedenheit der Mitarbeitenden begründet ist, etwa durch Sentiment-Analysen. Die Beekeeper-Studie zeigt: Das, was Mitarbeitende frustriert und das, was Vorgesetzte als Missstände wahrnehmen, liegt oft weit auseinander. Das Ergebnis: Die systemrelevanten Arbeitskräfte fühlen sich falsch verstanden, ihre Arbeitsmoral und ihr Engagement leiden.
Dieses Phänomen ist bekannt als Diskrepanz systemrelevanter Arbeit und kostet Unternehmen weltweit jährlich Milliarden. Allerdings gibt es Wege, auch die operativen Mitarbeitenden ohne Desktop-Arbeitsplatz zu erreichen und zu verstehen, was sie beschäftigt und was sie benötigen, um ihre Arbeit gut zu erledigen.